Am 17. Juni 2010 startete ich endlich die Wanderung Menetes-Arkassa, die ich in all den vergangenen Jahren irgendwie nicht geschafft habe. Dank eines überaus freundlichen Arkassaurlaubers, der mich in seinem Auto mitnahm, als er um diese Uhrzeit nach Menetes zum Bäcker fuhr, konnte ich gegen 7:15 Uhr mit frischen Brötchen im Rucksack an der Kapelle Agía Triada meine heutige Tour starten.
Nach mehr als 6 Jahren war es das erste Mal, dass ich mal wieder alleine über Kárpathos wanderte. Das Hochgefühl, das ich gerade bei solchen Alleingängen (allerdings ausschließlich auf Kárpathos) habe, ist einfach unbeschreiblich.
Durch die Kennzeichnung des Weges, wie sie seit ein paar Jahren vorgenommen wurde, kann man sich wirklich kaum noch verlaufen und selbst in Stavri fand ich (danke Franz für den Hinweis) ohne Probleme den rechten Weg. Ein wenig ging es meist auf bequemen Wegen bergan, dann wieder etwas bergab.
Kurz vor und in Stravri wurde es für den K4 dann ein wenig eng, als es zwischen einer Mauer und dichtem Baum- und Pflanzenbewuchs entlangging. Doch die Markierungen waren nicht zu übersehen.
Eine ganze Weile ging es nun immer leicht bergan auf diesem malerischen Weg und am liebsten hätte laut gesungen. Doch mangels guter Stimme habe ich es gelassen und lieber dem Gezwitscher der Vögel gelauscht.
Schon von weitem kann man es sehen, das kleine Stavli auf dem Berg. Ein Pickup steht davor und zwei Männer versorgen gerade die Ziegen im gegenüberliegenden Pferch mit Wasser. Sie winken mir von Ferne zu und grüßen freundlich. Genau an dieser Stelle hat man den höchsten Punkt dieser Tour erreicht und der erste Blick auf Arkassa läßt ahnen, dass es noch ein wenig zu laufen gibt.
Unten auf dem Fahrweg angelangt, geht es jedoch rechts am Felsen vorbei.
An diesem Olivenbaum ist unschwer die Kraft des Meltemi zu erkennen.
Ab hier wird der Weg immer schmaler, bis er schließlich ganz aufhört. An der Stelle, an der der Weg aufhört, habe ich kein Kennzeichen mehr gefunden. Und wie geht es nun weiter?
Das war die einzige Stelle, an der ich ein wenig unsicher wurde, letztendlich entschied ich mich, rechts durch die Macchia bergab zu gehen. Bald schon sah ich auch erste, wenn auch ein wenig versteckte rote Kennzeichen und fühlte mich – zumindest was die Richtung anging – sicher.
Man muss schon auf die Zeichen achten, die manchmal schwierig zu erkennen sind.
Was allerdings die Trittsicherheit angeht, das war in diesem abschüssigen sandig-steinigem Gelände so eine Sache für sich. Als mir der linke Fuß wegrutschte, konnte ich gerade noch das Gleichgewicht ausbalancieren.
Eigentlich keine besondere Sache, die allerdings für einen, der alleine wandert, schnell brenzlig werden kann. Auch ich denke in diesem Moment kurz daran, was passieren könnte, wenn . . .
„Du liegst da, hilflos, dein verdrehtes Bein schmerzt und hier im Hang kann kein Fahrzeug kommen, kein Mensch weiß, dass du jetzt hier liegst und die Hitze macht dir zu schaffen; der Wasservorrat ist schnell aufgebraucht, Flüssigkeitsverlust, Kreislaufbeschwerden, dein Handy funktioniert hier nicht und wenn doch, dann bist du nicht in der Lage, dich wegen deiner Dehydration zu artikulieren, undsoweiterundsofort“
Natürlich will man nicht an solche Szenarien denken – ich auch nicht – sollte man aber nie außer Acht lassen, wenn man alleine läuft.
Und trotz alledem, das Wandern mutterseelenalleine über Kárpathos ist für mich eines der schönsten Erlebnisse überhaupt.
Da ist es egal, ob – wie heute – die Füße brennen, die Socken qualmen und die Sonne heiß vom Himmel brennt.
Immer wieder verändert sich das Bild der Landschaft; hier ist es das kleine Kirchlein Agios Joannis, worauf man direkt zuzulaufen scheint.
Langsam wird es aber wirklich Zeit, eine Rast einzulegen, denn die Füße brennen ganz gewaltig. Fast die ganze Zeit war es durch schatten-loses Gelände gegangen und Ilios brannte mir nur so aufs Fell. Aber dieses kleine Fleckchen Schatten eignete sich nicht wirklich gut zu einer Rast. Also ging es weiter – langsam, schleppend, Schritt für Schritt.
Endlich – dieser schattige Platz war wie gemacht für eine ausgiebige Rast (25 Minuten).
Wie man sieht, blieb nicht mehr viel übrig von meiner üppigen Mahlzeit: Ein abgenagter Knochen und ein wenig Brot; natürlich muss ich mit dem Wasser haushalten, denn noch bin ich nicht in Arkassa.
Arkassa – hier zum Greifen nahe – erreiche ich durch die Hitze ein wenig erschöpft aber überglücklich um 9:40.
Insgesamt 2:25 Stunden, reine Gehzeit 2 Stunden – eine gemütliche Genusswanderung, wenn man von der Hitze (gefühlte 45 Grad in der Sonne bei ca. 32 Grad im Schatten).
Auch dies war wieder eine wunderschöne Wanderung, die ich immer wieder machen würde – allerdings in der heißen Jahreszeit sicherlich mit einem früheren Start um 5:30 oder 6:00 Uhr.
Liebe Grüße
Kassandra