Jetzt sind wir also auch auf Zakynthos gewesen. Aber der Reihe nach:
Wir sind ausgesprochene Spätbucher, was sich im Herbst meist in einer recht geringen Anzahl preiswerter Reiseziele auswirkt - die Flugplätze sind immer knapp, heuer waren es die nach Karpathos ganz besonders. Bequem sind wir auch schon, was die Reise als solches betrifft, also Abflug hier vom Blue Danube Airport Linz, 20 Autominuten entfernt, sollte es schon sein. Zakynthos ("Zante") wurde noch reichlich angeboten, also Zuschlag.
Wir wählten ein Hotel etwas im Landesinneren, gut 1km zum Strand (im Katalog stand natürlich "800m"). Nachdem wir keine besonderen Wasserratten und außerdem gern zu Fuß unterwegs sind, sollte das passen. Hat es im Wesentlichen auch, nur das Hotel war keine so gute Wahl, wie sich später herausstellte, das kann aber in Strandnähe auch passieren. Der Anflug über die Bucht von Laganas war vielversprechend, sah ja schon gut aus. Der Transfer dauerte nicht lang, die letzten Kilometer hatten wir sogar ein großes Auto mit eigenem Chauffeur, wie man es sich oft wünscht (wir waren die letzten 2 Gäste im Bus). Das Hotel sah von außen nicht schlecht aus, die Stimmung am Pool war ziemlich britisch - kein Wunder, es waren fast nur Bewohner der Regeninsel anwesend. Der "Boss" hat dann irgendwie doch verstanden, was auf Deutsch auf unserem Hotelgutschein stand, also bekamen wir ein Studio wie bestellt, nicht übertrieben groß zwar, aber soll halt sein. Die Miniküche war für zwei halbwegs ausreichend ausgestattet, sogar ein Stopfen für die Spüle war da, was in Griechenland nicht so selbstverständlich ist.
Den ersten Wasserkontakt hatten wir dann gleich beim Duschen, das Wasser in der Duschtasse lief zwar weg, aber beim Bodenablauf gleich wieder heraus. Das ließ sich durch entsprechende Drosselung des Zulaufs und damit des Duschvergnügens einigermaßen in den Griff bekommen. Gut, wir hatten ja mit Absicht kein Luxushotel gebucht, man muss sich halt bescheiden. Weniger lustig war, dass ausreichender Wasserdruck in dieser Gegend nur durch eine Druckerhöhungspumpe erreichen ließ, die sich gleich unterhalb unseres Zimmers lautstark bemerkbar machte, und das 24 Stunden am Tag. Das hatte den Vorteil, dass man den altersschwachen Kühlschrank, der auch nicht wirklich leise lief, kaum noch hörte.
Naja, dann mal die Gegend (Alykes) erkunden. Zwischen Hotel und Meer befindet sich eine schon länger stillgelegte Salinenanlage, große flache Becken, die seinerzeit mit Meerwasser gefüllt wurden, das dann in der Sonne verdunstete und das Salz blieb zurück. Inzwischen sieht das alles eher trostlos aus, die Rohre der Füllpumpe verrostet, der Zulaufkanal auch eher unappetitlich. Erst ein paar Tage später nach kräftigen Regengüssen war wieder Wasser in der Anlage, das hat der Optik wirklich gutgetan. Um die üblichen Disneyland-Tavernen machten wir gleich einen Bogen, aber direkt am Strand fand sich ein einfaches Lokal mit griechischer Küche, mit griechischen Besuchern auch, ein paar schattenspendenden Bäumen und den wackeligen Tischen und Stühlen, die so anheimelnd für echte Griechenlandliebhaber sind - das wird unser Stammlokal, das war klar. Das haben wir übrigens nie bereut, es passte einfach, dort am Meer zu sitzen, der Brandung zuzusehen und zu -hören, mediterran die Seele baumeln zu lassen ...
Wir planten natürlich, wandern zu gehen, also eine halbwegs brauchbare Inselkarte besorgt, mit der sichtbaren Gegend verglichen, festgestellt, die Straßen, die wir gehen möchten, sind eher nicht drin. Nun gut, griechische Kartografie kennt man ja, da ist Phantasie und Einfallsreichtum gefragt. Dass der Maßstab mit 1:70.000 angegeben war und in Wirklichkeit irgendwo zwischen 1:73.000 und 1:75.000 liegt, findet man ja mit ein paar GPS-Messungen schnell heraus, zumal auch das km- und Meilen-Lineal zwar nicht ganz übereinstimmten, aber immerhin vorhanden waren und brauchbare Anhaltspunkte lieferten. So einen Luxus wie ein WGS84-Koordinatengitter gibt es natürlich auch nicht, es hätte wahrscheinlich sowieso nicht gestimmt. Nun gut, eine Route überlegt, eine Zeitlang an den Koordinaten herumgerechnet, festgestellt, das kann so nicht stimmen, neu gerechnet, das Übliche halt, wenn man das nicht jede Woche macht. Die vielen wunderschönen Olivenhaine haben leider auch die Nebenwirkung, dass man die Straßen von Weitem kaum sieht. Also waren einige Sondierungsspaziergänge nötig, die uns in die Umgebung, speziell nach Katastari, führten und die hübsche landwirtschaftliche Umgebung kennenlernen ließen.
So brachen wir dann nach ein paar Tagen zeitig am Morgen auf die große Runde auf, hinauf in die Berge (naja, so um die 700m Seehöhe, wir als Österreicher sind andere Höhen gewohnt, und der Kali Limni hat von Lefkos aus auch 1.200 Höhenmeter). Kann also nicht so arg werden, wurde es auch nicht. Fußwege gibt es kaum, aber die Pisten im Bergland sind fast nicht befahren, da macht das Laufen schon Spaß. 3 Stunden hatten wir uns bis Giri vorgestellt, 2 1/2 sind es geworden. Dort gibt es eine wunderhübsche Taverne, die zwar gerade von einer britischen Range-Rover-Ausflugsgruppe belegt war, aber wir schauten uns mal das Dorf an, dann waren sie weg und wir waren mit den netten Wirtsleuten allein. Groß essen war noch nicht, es war ja erst vormittag. Also wanderten wir nach einer ausgiebigen Rast weiter. Die Orientierung im Hochland ist nicht einfach, man sieht nicht so weit, weil man immer wieder in Senken geht und der große Zusammenhang nicht erkennbar ist. Die von mir errechneten GPS-Koordinaten waren zwar nicht ganz punktgenau, aber ohne hätten wir uns mit Sicherheit verlaufen. So fanden wir von einigen Verirrungen doch immer wieder auf die richtige Route zurück. Dass wir uns eine lange Strecke vorgenommen hatten, war uns schon klar, in Summe sind es an diesem Tag dann 23,5km geworden. Wir waren nachher doch einigermaßen geschafft, aber glücklich über die Erlebnisse und die Ausblicke über einen großen Teil der Insel. Wir schliefen gut in dieser Nacht.
Wir sind dann mal mit dem Bus in die Hauptstadt gefahren, eine sehenswerte Stadt mit venezianischem Flair, die nach dem großen Erdbeben von 1953 wieder neu aufgebaut wurde, dadurch macht sie einen recht gepflegten Eindruck. Ein paar Tage später mieteten wir uns ein Auto, um die Insel insgesamt zu befahren, nur zu Fuß wäre vieles zu weit weg. Erst mal durch die Dörfer nach dem Südwesten, bis Keri sind wir gekommen, dort eine Runde zum Leuchtturm und durch die Pinienwälder gelaufen. Die im Führer angepriesenen Tavernen waren alle wegen Reichtums geschlossen, so tranken wir mal beim Coffee Shop eine Kleinigkeit. Das Auto hatten wir außerhalb des Ortes stehen gelassen, so hielt uns die Verkäuferin für Wanderer, was uns ja nicht unangenehm war. Sie empfahl uns eine landschaftlich schönere Straße für den Rückweg zu nehmen und wir nahmen den Tipp gerne an, zu diesem Zeitpunkt dachten wir uns noch nichts dabei. Das änderte sich dann schlagartig, als wir mit unserem absolut nicht geländegängigen Kleinwagen uns auf einer Piste wiederfanden, gegen die die Straße nach Olymbos als wirklich gut zu bezeichnen ist. Die Aussicht in die Bucht von Marathia runter war zwar großartig, aber die zu genießen hatte ich als Fahrer wenig Möglichkeit. Irgendwie haben wir es dann doch geschafft, mit heiler Ölwanne und ohne sonstige Schäden am Auto runterzukommen, aber wenn der Vermieter das gewußt hätte, hätte er vermutlich gleich vorsorglich ein neues Auto bestellt. Heimgefahren sind wir dann nach einem Kurzbesuch in Agios Sostis (nur um genau zu wissen, warum wir dort nicht hinwollen) durch die Hangdörfer der Inselmitte, das ist recht empfehlenswert.
Am nächsten Tag mußten wir natürlich das abolute Highlight der Insel, die Shipwreck-Bucht, besuchen, die auch auf den Namen "Navagio Beach" hört. Was in fast jedem Griechenlandprospekt abgebildet ist, muss man schließlich gesehen haben. Wir fuhren also gen Westen, wurden in einigen Bergdörfern ziemlich bedrängt, minderwertige Ware um teures Geld einzukaufen, und machten uns dort durch konsequente Verweigerung unbeliebt. Das nahegelegene sehenswerte Moni Aghio Georgiou war leider nicht zugänglich, also wie hunderte andere auch hinunter in die Bucht. Bei der winzigen Aussichtsplattform stand brav angestellt eine Menschenschlange, das wollten wir uns in diesem Moment nicht antun. Infolgedessen liefen wir auch wie gefühlte 300 andere Leute den Hang hinunter, wo sich ein immer schlechter werdender Pfad buchtwärts schlängelte. Recht unterhaltsam, dem weiblichen Publikum zuzusehen, wie sie mit Badepantoffeln und hochabsätzigen Sommerschühlein versuchten, über die Felsen tal- bzw. bergwärts zu gelangen - naja, man ist ja nicht schadenfroh, wir waren in unseren Halbschuhen auf so etwas auch nicht vorbereitet. Grandios dann der Blick die senkrechte Felswand hinunter in die weißsandige Bucht, nur das verrostete Schiffswrack störte etwas.
Wir wollten uns dann noch weiter nach Süden durchschlagen, machten aber erst mal in einer hübschen Taverne Mittagsrast. Besonders freundlich war ja das Wetter den ganzen Tag über nicht gewesen, aber was dann losbrach, das war nicht von schlechten Eltern. Es schüttete wie aus Eimern, Blitze zuckten, von heftigen Donnerschlägen begleitet - gut, dass wir nicht mehr zu Fuß unterwegs waren. Die Pläne, weiterzufahren, mussten wir natürlich begraben, wir waren nach einer Fahrt wie durch eine ganze Reihe von Wasserfällen froh, als wir wieder im Hotel waren und nicht das ganze, sondern nur ein Teil des Zimmers unter Wasser stand.
Das Regenwetter zog sich auch am nächsten Tag noch hin, wir sind aber trotzdem in den Südosten auf die Halbinsel um Vasilikos aufgebrochen, wenigstens einen der Schildkrötenniststrände wollten wir sehen. Das war auch wirklich interessant dort, es gibt einen Informationsstand, und wenn man den feinsandigen Strand sieht, muss man zugeben, dass die Caretta caretta's sich einen wirklich schönen Nistplatz ausgesucht haben, vor wieviel tausend Jahren weiß ich nicht, aber jedenfalls lange, bevor dort die erste Taverne und der erste Sonnenschirm standen. Das sollte man eigentlich zur Kenntnis nehmen, dass sie die älteren Rechte dort haben, und sich entsprechend verhalten. Es ist gottlob schon vieles zum Schutz dieser Tiere geschehen, aber es könnte, bei allem Verständnis für die Geschäftsinteressen der dortigen Bewohner, noch durchaus etwas mehr sein.
Der verbleibende Rest unseres Urlaubs verlief unspektakulär, Erholung und Entspannung halt, auch das braucht man. Eine Menge schöner Eindrücke haben wir mitgenommen, um über den Winter zu kommen, bis im Frühling wieder Karpathos lockt. Einige Bilder habe ich an Fee's Site angehängt, der Link ganz unten führt dorthin:
http://karpathos-forum.de/franz/fee/Wenn jemand an den GPS-Daten unserer Wanderung Interesse hat, bitte per PN melden, ich schicke sie gerne zu.