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 Betreff des Beitrags: Re: Kann man als Deutscher zur Zeit oder im Laufe des Jahres
BeitragVerfasst: Do 16. Feb 2012, 17:47 
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Horst Kahler hat geschrieben:
Es wird immer auf die Griechen geschimpft, sie wären "selbst Schuld" an der Krise. Verursacht hat die Krise das politische System. Der Leidtragende ist der kleine Mann in Griechenland.

Ja, das stimmt schon so, sofern Du das politische System in Griechenland meinst - aber dieses politische System ändern kann niemand außer den Griechen selber. Von außen hat das noch nie wirklich funktioniert, höchstens durch brutale Kriege - Beispiele gibt es genug, selbst aus der jüngsten Vergangenheit. So schlimm ich das alles finde - ich wüßte nicht, was zu tun wäre. Dieses politische System via EU zu sponsern halte ich nicht für einen gangbaren Weg. Es wird an den Griechen hängenbleiben, ihr politisches System zu reparieren, auch wenn der "kleine Mann" darunter leidet.

Was jetzt zu tun wäre, und da sollte sich die EU wirklich engagieren: die griechische Wirtschaft muss wieder wettbewerbsfähig gemacht werden, sonst kommt eine Spirale nach unten in Gang, die nicht mehr zu stoppen ist. Nur darf man das nur unter strenger Kontrolle machen, sonst versickert das eingesetzte Kapital wieder im System und es bessert sich gar nichts. Damit das funktioniert, werden die Griechen ihren Stolz wohl etwas hintanstellen und sich die eine oder andere Einmischung der Geldgeber gefallen lassen müssen.

Gruß Franz

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 Betreff des Beitrags: Re: Kann man als Deutscher zur Zeit oder im Laufe des Jahres
BeitragVerfasst: Fr 17. Feb 2012, 09:36 
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Franz hat dieses Thema mit diplomatischem Geschick wirklich auf den Punkt gebracht. Ich sehe es Buchstabe für Buchstabe ganz genau so, hätte es aber sicher nicht so feinfühlig niederschreiben können.
Achatas schlimme Erfahrung in Sithonia möchte wohl niemand von uns erleben. :nein:
Dennoch machen wir uns da keine Illusionen, von solchen oder ähnlichen Erfahrungen im Mai verschont zu bleiben.
Dass die griechische Tourismusbranche mit Russland, Rumänien etc. liebäugelt, haben wir schon vor Jahren feststellen können. Das ist aber noch lange kein Grund, uns Deutsche, die wir jahrzehntelang Griechenland unsere Liebe, Treue und unsere Devisen brachten, mit Schimpf und Schande davonzujagen. So nach dem Motto: „Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen“ :nein:

@Sirtos
Ja, da kann einem schon wirklich das Frühstücksbrot im Halse steckenbleiben. :( :mad:
Wenn ich bedenke, mit wie viel Leidenschaft ich in den 80er Jahren seine Konzerte besucht habe. In Deutschland bin ich oft viele Kilometer gefahren, um ihn zu hören und in Patras habe ich extra seinetwegen noch zwei Tage an meinen Aufenthalt drangehängt.
Und nun muss ich mich (als Deutsche) von ihm beschimpfen lassen?
Pfui, Mikis, du solltest dich in Grund und Boden schämen, :!: hast du vergessen, wieviel du in und an Deutschland verdient hast? :mad: :mad:

Franz schreibt: „. . . politisch war Mikis Theodorakis nie ein Gemäßigter“

Ja, Franz, so ist es, er war immer schon ein ganz Extremer und seine Liebe zu Russland ist nicht erst jetzt geboren. Für die schlimme Zeit Griechenlands, in der die Militärjunta das Land diktatorisch beherrschte (1967-1974) und das Volk grausam unterdrückte, da war die Musik von Theodorakis, die ja damals verboten war, DAS Symbol der Freiheit und dem unbändigen Verlangen nach Freiheit. Aber nur ein geringer Prozentsatz derjenigen, die ihn liebten und verehrten waren Mitglieder der KKE.
Wer damals in einem Lokal saß, in dem seine Musik gespielt und seine Lieder gesungen wurden, der musste damals damit rechnen, verhaftet zu werden. Und die griechischen Gefängnisse, die waren weiß Gott keine Sanatorien.
In Vielem hatte er zu Zeiten der Militärjunta Recht, doch seine Verschwörungstheorien der letzten Jahre sind schon ungeheuer abenteuerlich.
Nein Franz, die Prägungen der alten Männer werden wir wirklich nicht mehr ändern können.
Hoffen wir mal, dass die Griechen ihre Probleme in den Griff bekommen, ohne andere Staaten weiter dafür verantwortlich machen zu wollen.
Liebe Grüße aus dem sonnigen Andalusien

Kassandra :wink:

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 Betreff des Beitrags: Re: Kann man als Deutscher zur Zeit oder im Laufe des Jahres
BeitragVerfasst: Fr 17. Feb 2012, 15:10 
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Hallo zusammen,
Um zunächst auf die Eingangsfrage von Horst Kahler einzugehen: Ich denke, ja, man kann auch künftig als Deutscher nach Griechenland reisen. Zumindest auf die Inseln, denn dort ticken die Uhren ja doch noch etwas anders als z.B. in Athen oder Thessaloniki. Im Endeffekt liegt es wohl im Ermessen jedes einzelnem ob er dem Land "treu" bleibt oder nicht ...

Grundsätzlich stimme ich den anderen Beiträgen in diesem Thread in vielen Dingen zu.
Aber: Es gibt neben den Eigenen, vielleicht auch der Mentalität geschuldeten Verfehlungen der Griechen, noch weitere Aspekte, die all jene, die nun mit dem Finger auf die Griechen zeigen, nicht vertuschen sollten.

Wenn ich dabei an die mehr als zweifelhafte Rolle Deutschlands denke, wird mir persönlich schlecht!
Denn unsere Politik und vor allem die mächtige Waffenlobby (... ist das nicht Eins? ;-) ...) in unserem Land spielt schon seit langem ein schmutziges Spiel.

Die Fakten, recherchiert aus unzähligen Artikeln namhafter Medien:

Ein Bericht der ZEIT enthüllt, dass Griechenland trotz drohenden Staatsbankrotts nach wie vor zugunsten der deutschen Rüstungsindustrie skrupellos ausgenommen wird.
Die deutsche Zeitung ZEIT publizierte einen umfangreichen Artikel über die Rüstungsverträge, welche die deutschen Unternehmen mit den griechischen Behörden unterzeichnen, und betont, dass Berlin offensichtlich kein Problem damit habe, nicht nur Profit herauszuschlagen, sondern sogar auch Druck bezüglich der Rüstungs-Programme auszuüben … die das Moratorium nicht berührt.
“Wenn die nächste Tranche der Hilfskredite gewährt wird, besteht die reale Möglichkeit, dass neue Verträge unterzeichnet werden“, berichtet – oder “verspricht …” – ein Funktionär aus Athen, wozu die Zeitung bemerkt, dass Griechenland und Portugal die besten Abnehmer der deutschen Rüstungsindustrie sind.
Deutschland forciert Rüstungsaufträge trotz drohender Staatspleite
Die Zeitung notiert als “paradox”, dass, während die nächsten Monate als kritisch sogar auch für den Verbleib Griechenlands in der Eurozone gelten, die Sparmaßnahmen die Krankenhausärzte zu Streik und Bedienung nur der Notfälle geführt haben, es in den Schulen keine Bücher gibt und die öffentlichen Bediensteten aus Angst vor den Entlassungen streiken, die Pakete der Maßnahmen “an dem Militär und der Rüstung fast spurlos vorbeigegangen sind“.
Wie die ZEIT fortfährt, ist in dem Stabilitäts- und Entwicklungsprogramm eine Reduzierung von nur 0,2%, sprich ungefähr 457 Mio. Euro bei der Rüstung vorgesehen, was jedoch – wie die Zeitung weiter ausführt – zu der “Kürzung von 1,8 Mrd. Euro bei den Sozialausgaben” ins Verhältnis zu setzen ist. Die Zeitung beruft sich sogar auf einen Funktionär in Athen, der sich ständig in der Nähe der Diskussionen um die Rüstungsprogramme aufhält. “Falls im März die nächste Rate von 80 Mio. Euro ausgezahlt wird, besteht eine signifikante Möglichkeit, dass neue Verträge abgeschlossen werden“, wonach “sogar wenn nur eine Milliarde übrig bleibt, es eine verbindliche Bestellung für einen Eurofighter oder eine Fregatte geben kann“.
Der große Gewinner ist konstant die deutsche Rüstungsindustrie, wie auch im Fall des (ebenfalls vor dem Bankrott stehenden) Portugals, merkt die ZEIT an. Auf die Frage, warum die Rüstungsausgaben zumindest augenscheinlich unverhältnismäßig hoch zu der Größe des Landes sind, führt die Zeitung die Antwort des ehemaligen Außenministers Dimitris Droutsas an, der an den “Rüstungswettbewerb” mit der Türkei sowie auch daran erinnert, dass “Griechenland, ob wir es wollen oder nicht, gezwungen ist, über ein starkes Militär zu verfügen“.


oder auch hier (Taz):

Rüstungsetat verschlingt 4% des Bruttoinlandsprodukts in Griechenland
Auf der anderen Seite ist Griechenland der EU-Staat mit den – auf das Bruttoinlandsprodukt bezogen – höchsten Rüstungsausgaben überhaupt: etwa 4% des griechischen BiP werden für Waffenkäufe verwendet, von denen wiederum gut 30% auf Deutschland entfallen. Paradoxerweise wurde Griechenland jedoch trotz seiner prekären Finanzlage nicht etwa zu einer rigorosen Minderung des nationalen Rüstungsetats, sondern vielmehr direkt oder indirekt zu immer weiteren Waffeneinkäufen gedrängt.
Eine Minderung des griechischen Rüstungsetats sei es auch nur um die Hälfte (womit der Anteil auf das BiP bezogen im EU-Vergleich immer noch der höchste wäre) würde das staatswirtschaftliche Problem Griechenlands mit sofortiger Wirkung nachhaltig lindern. Offensichtlich liegt eine derartige Lösung jedoch nicht im Interesse jener “Partner”, deren eigene (Volks-) Wirtschaft zu einem erheblichen Anteil am Tropf gerade dieser Rüstungsexporte hängt.


Ähnliche, gut recherchierte und fundierte Artikel finden sich im Focus, Spiegel, der ausländischen Presse etc. wieder.

Aktuelle Zahlen belegen zwar, dass der Verteidigungsetat der Griechen schrumpft ... im Europäischen Vergleich aber noch immer weit über dem Durchschnitt liegt. Gefördert u.a. von der deutschen Waffenindustrie ...

Sicher, es verdienen immer beide Seiten an solchen Geschäften ... aber mich als Deutschen macht das nicht gerade Stolz und Frau Merkel und Herr Sakozy sollten diesbezüglich mal "die Hose runterlassen" ...

Upps ... das war jetzt viel Text ... ;)

Lg,

Frank

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 Betreff des Beitrags: Re: Kann man als Deutscher zur Zeit oder im Laufe des Jahres
BeitragVerfasst: Fr 17. Feb 2012, 16:21 
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Frank, dazu zwei Anmerkungen:

- Zu einem Kaufvertrag gehören zwei, ein Käufer und ein Verkäufer. Dass Griechenland nur deswegen Waffen kauft, weil es von der deutschen und französischen Waffenlobby dazu gezwungen wird, halte ich für ein schlecht erfundenes Gerücht.

- Selbst wenn die Griechen ihr Verteidigungsbudget auf null reduziert hätten, wären sie immer noch pleite.

Gruß Franz

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 Betreff des Beitrags: Re: Kann man als Deutscher zur Zeit oder im Laufe des Jahres
BeitragVerfasst: Fr 17. Feb 2012, 16:39 
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Ich finde die Beiträge zu dem o.g. Thema richtig gut.
Horst


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 Betreff des Beitrags: Re: Kann man als Deutscher zur Zeit oder im Laufe des Jahres
BeitragVerfasst: Fr 17. Feb 2012, 17:10 
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@Franz
... es ging mir nicht darum, ob jemand "gezwungen" wurde, steht auch nirgendwo und das habe ich auch nicht behauptet ... und ja, es gehören immer zwei dazu ... und auch ja: sie sind pleite.

Allerdings würde eine drastische Senkung der Verteidigungsausgaben einen erheblichen (!) Einfluss auf die Situation haben. Jüngst haben dieses EU-Parlamentarier (Sozialdemokratische ...) auch so gefordert. Die Troika der EU spart aber lieber bei den Renten ...

Ändert aber auch alles nichts daran, dass div. deutsche Großkonzerne mit Unterstützung der deutschen Politik diese Milliardengeschäfte getätigt haben und immer noch tätigen ... nicht nur in Griechenland.
Das sind keine Gerüchte, sondern Fakten.
Ob da immer alles mit rechten Dingen zugeht (siehe Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in der Vergangenheit bei deutschen Großunternehmen) lasse ich mal weiter unkommentiert ... das wäre dann allerdings im Bereich der Spekulationen anzusiedeln ;)

Ich für meinen Teil verurteile vieles, was die Griechen getan bzw. versäumt haben, keine Frage.

Aber halt nicht alles ... das ist mir zu einfach.

LG,
Frank

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