Nun hat sie also wieder begonnen, die Saison auf Karpathos. Gar so gut sind die Voraussetzungen nicht, Flüge verschoben oder gestrichen, Pressemeldungen, die verunsichern, Buchungsrückgänge in dramatischem Ausmaß ...
Auch an uns ist all das nicht spurlos vorübergegangen - die Frage, was uns dort erwartet, stand im Raum. 1. Mai als Abflugdatum war ja schon mal gut, da war zumindest auf der Autobahn wenig Verkehr zu erwarten. 2 Stunden und 10 Minuten von zu Hause bis zum Parkservice beim Münchner Flughafen war ja schon mal nicht schlecht. Die Maschine von Air Berlin, eine Boeing 737-700 (aha, im vorigen Jahr war es noch eine 737-800, die 42 Sitzplätze mehr hatte) ist gerade mal halb voll, hebt recht pünktlich ab, mit der prognostizierten Flugzeit würde sie auch pünktlich ankommen. Der Flug bei makellosem Flugwetter macht Freude, nur in der südlichen Ägäis ist die Sicht etwas eingeschränkt, Wolkenfelder schieben sich vor Kos, es wird dunstig. Dann endlich Karpathos, der Flieger steuert etwa auf den Kali Limni zu, Mesochori links schön zu sehen. Dann macht er noch eine Rechtskurve, Piles, Othos, Volada, Aperi vor uns, dann kommen Pigadia und Amoopi in Sicht.
Der Landeanflug ist von Südosten her angekündigt, also noch eine Linkskurve weit auf das Libysche Meer hinaus, dann eine Rechtskehre Richtung Flughafen. Leichte Schaumkronen auf dem Meer lassen eine weniger sanfte Landung bei Seitenwind erwarten, und so war es denn auch. Der Pilot läßt sich auf nichts ein und setzt die Maschine kräftig auf, für ängstliche Gemüter vielleicht etwas zu kräftig. Aber egal, ein Flugzeug ist für so etwas gebaut.
Beim Gepäcksförderband dann die erste Überraschung: hier stehen junge Griechinnen als Empfangskomitee und verteilen freundlich und zugewandt Baklava und die traditionellen Sesamkringel als Willkommensgeschenk. Die Atmosphäre ist in diesem Moment entspannt, es ist wie nach Hause kommen - schön, hier zu sein. Das Gepäck ist unüblich schnell da, der Quartiergeber steht auch schon vor der Tür und begrüßt uns wie alte Freunde.
Schon vorher haben wir noch aus der Maschine beobachtet, dass der Frühling heuer schon recht fortgeschritten ist - erste Thymianblüten neben dem Rollfeld, die Frühblüte ist schon weitgehend vorbei. Dafür stehen heuer in den Gärten die Rosen schon in üppiger Pracht:
Auch diese Büsche mit den kleinen weißgelben Blüten verströmen ihren typischen süßen Duft. Geranien in leuchtendem Rot setzen Farbakzente dazwischen - und zu Hause hat der Schnee noch von den Bergen gegrüßt, in Obertauern könnte man noch schifahren ...
In Arkassa erscheinen Einem die Menschen noch freundlicher als sonst, sie reden aber auch über ihre Sorgen, die sie sich um die Zukunft machen. Wir werden beschworen, sie doch bitte nicht mit ihrer korrupten Politikerelite in einen Topf zu werfen - und es klingt ehrlich. Sie sprechen darüber, dass so viele Flüge abgesagt wurden, und dass das für die Insel nichts Gutes bedeutet, aber man hat nie das Gefühl, dass da irgendwelche Agressionen im Raum stehen. Im Gegenteil, die bekannte griechische Gastfreundschaft, die vielleicht in den guten Jahren etwas zu kurz gekommen ist, wird wieder spürbar. Wir fühlen uns wohl hier und bereuen es keinen Augenblick, wieder hierhergekommen zu sein. Wir werden auch in Zukunft dieser Insel treu bleiben, so viel ist sicher.
Grüße aus Karpathos!
Franz