Eines der allerschönsten einfachen Kafenía ganz Griechenlands befindet sich hinter der Paralía, der Strandstraße, von Diafáni. Eine wahre Zierde, dieses To Aktaío. Der Hort aller alteingesessenen Männer, aber eigentlich aller, auch der jüngeren. Nur Touristinnen und natürlich männliche Touris wie meine Wenigkeit finden sich noch ein, doch nur selten Griechinnen. Dort sollte ich auch den inzwischen schwer gealterten Papá Minás treffen, mit einem dicken Hirtenstock bewehrt stapfte er mit seinem weißen Rauschebart und seiner dunklen Mütze durch die Gasse. Kurz nach meiner Ankunft wurden die bis dahin, zumindest unten an der Straße doch zu modernen, nach dem Tod (vor wenigen Jahren) der langjährig hier arbeitenden legendären Anna eingeführten Stühle gegen herrlich hellblaufarbene, vom besten Stuhlmacher des Dodekanes aus Rhodos - so sagte es María - importierte traditionelle Stühle mit geflochtener Sitzfläche ausgetauscht, dazu die passenden Tische. Zusammen mit der Tamariske gleich davor und der niedrigen, netten weißen Ummauerung der Terrasse ein Bild für die Seele. Maria, die neue Besitzerin, die eigentlich eine Travel Agency im Hotelviertel von Rhodos-Stadt leitet, war für einige Tage hergekommen, um nach dem Rechten und ihrer sehr tüchtigen älteren Aushilfe auf die Finger zu sehen. Ich war voll des Lobes über diese exorbitante Verschönerung, und so erfuhr ich, dass Maria pro Stuhl 62,- Euro bezahlt hat, und es waren bestimmt an die oder sogar mehr als 30 Stühle, dazu noch die sicher viel teureren Tische. Ich tröstete die Unternehmerin damit, dass sie nunmehr einen noch stärkeren Touristenfang-Magneten installiert habe, denn jeder sehnt sich doch nach dem alten GR, geht lieber in solche noch alt wirkende Lokale. Aber ich kann mich auch täuschen, es gibt bestimmt Leute, die sich lieber in einen bequemeren Korbsessel mit dicker Polsterauflage schmeißen, vor einem zeitgemäßeren Café mit Musikbeschallung.
Schön, dass es solche altmodischen Einkehrplätze heutzutage noch gibt. In Rhódos-Stadt sind sie bis auf das Kafenío von Státhis (Efstáthios) neben dem großen Eingangstor zur Néa Agorá bereits vollkommen verschwunden. In Ólimbos dagegen findet sich mit dem Kriti noch ein weiteres, ganz besonders uriges, dieser alten Prachtexemplare.
Martin
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