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 Betreff des Beitrags: Von Othos nach Pigadia - Die Flöte des Pan
BeitragVerfasst: Di 11. Aug 2009, 20:08 
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Registriert: Fr 25. Apr 2008, 17:05
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Überarbeitete Fassung eines Berichts, der hier schon mal gestanden hat.

Mindestens einmal in jedem Urlaub muss ich die Wanderung von Óthos nach Pigádia (oder umgekehrt) machen. So war es auch an diesem schönen Tag im Mai 2004. Mit dem ersten Bus, der hauptsächlich Schulkinder nach Aperi bringt, kam ich schon etwa um 7:30 in Óthos an. Unbeschreiblich war die Freude von Erasmía über das kleine, selbst geschriebene Büchlein mit vielen Fotos aus den Dörfern, das ich ihr mitgebracht hatte. Jedem, der vorbei kam, hat sie es stolz gezeigt und bald war halb Óthos zusammengelaufen. „Hey, da bin ja ich“ - einige fanden sich selbst auf den Bildern und freuten sich darüber.
Popi, deren Mann im Februar gestorben war, trieb es die Tränen in die Augen, als sie ihn abgebildet sah. „Wie schön er hier aussieht“ „Nächstes Jahr bringe ich Dir dieses Foto vergrößert mit.“ versprach ich ihr.

Gegen 10 Uhr machte ich mich langsam auf den Weg.

Bild
- Blick von Óthos nach Pigádia -

Diesmal wählte ich eine neue Variante aus Óthos heraus; am Haus von Minas (dem Künstler) vorbei über einen schönen schattigen Weg war das Kloster Ágios Geórgios Vásson schnell erreicht.
Bild
- Kloster Ágios Geórgios Vásson -

Nein, Papa Nathaniel war auch heute nicht anwesend und so zog ich nach langer Pause,
die ich im Schatten der kleinen Georgskapelle verbracht hatte, wieder weiter.

Lang zieht sich der Weg hin, hauptsächlich bergab und wieder geht es auch bergauf. Ich kann mich nicht satt sehen an den Bergen, genieße die Fernsicht über weite Teile der Insel. Die Hänge des Troúlos rechts von mir, weit in der Ferne hinter mir grüßt der Gipfel des Kólla und linker Hand ragt der Profítis Ilías bei Apéri in den Himmel.
Begierig nehme ich jedes Bild in mich auf, genieße die Stille der Landschaft.
Das ist es, wovon ich im Stress des Alltags in Deutschland träume.
Das ist es, was mir Erholung und Glück in höchstem Maße gibt.
Niemand ist da, der die andächtige Stille stört.
Meine Freude darüber, hier sein zu dürfen, kennt keine Grenzen, meine Seele jubelt.

Mittlerweile steht Ílios schon hoch am Himmel und brennt mir auf den Pelz.
Verwirrt er vielleicht auch meine Sinne?

Was war das? Ein leises Pfeifen klingt über die Berghänge.
Aber – ich kann ihn nicht sehen, den Hirten aus Óthos,
der da nach seiner großen Herde ruft.
In der Nische einer Wegbiegung ein wenig Schatten –
Hier will ich rasten, dem Ruf, dem Pfeifen des Hirten lauschen.
Oleander schaut malerisch von den Felsen der Nische hervor.
Was mag dahinter liegen?

Bild

Schritt für Schritt klettere ich über die Steine der Felsnische und treffe auf einen kleinen Eselspfad.
Ein Meer von Oleander empfängt mich und –
gepaart mit dem leisen Klang der Flöte –
raubt es mir fast die Sinne.
War es etwa Pan, der mich da lockte?
Das Glöcklein einer Ziege in meiner Nähe ließ mich aus meinem Traum erwachen.
Die Wirklichkeit hatte mich wieder und weiter ging’s in Richtung Pigádia.

Bild
- Es ist noch weit bis Pigádia -

Der Anblick der verbrannten Berghänge, von denen gespenstisch die Reste verkohlter Bäume wie Arme in den Himmel ragen, macht mich jedes Mal traurig.
Dabei liegt der verheerende Brand schon mehr als 12 Jahre zurück.

Bild
- Ágios Sávvas -

Zwischen der Kirche Ágios Sávvas und der Johanniskapelle geschah es dann:
Der Angriff des wilden Bienenschwarms kam plötzlich und unerwartet, als ich eine schattige Stelle gegenüber der Johanniskapelle aufsuchen wollte.
Gnadenlos haben sie mich zerstochen und in meiner Panik verlor ich auch noch Lesebrille und Kopfbedeckung.
„Mein Gott, was ist denn mit Dir passiert?“ Sofia und Elias, die Freunde, bei denen ich wohne, waren entsetzt über mein etwas demoliertes Aussehen beim Heimkommen. „Ach, das waren nur die Bienen“ antwortete ich breit grinsend „die können mir die Laune nicht verderben nach dieser schönen Tour.“

Kassandra hofft, dass diese Wanderung auch dem Leser gefallen hat.

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Δείξε μου τους φίλους σου να σου πω ποιός είσαι
Muéstrame a tus amigos, y te digo que eres
Zeige mir deine Freunde, und ich sage dir wer du bist


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