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 Betreff des Beitrags: Tilos im Mai 2024
BeitragVerfasst: Di 28. Mai 2024, 08:32 
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Registriert: Do 25. Jun 2009, 12:07
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Hallo,

habe um Mitte Mai herum 6 Tage auf Tílos verbracht. Wie immer sehr schön und erholsam. Allerdings war die Insel derart ausgetrocknet, wie ich es um diese Jahreszeit nie zuvor erlebt habe. Das Gras war zu Stroh verwandelt, gelbe Strohflächen wie sonst nur im Herbst. Die Wildblumen leuchteten deutlich matter als je. Von den Einheimischen hörte ich nur: Wir hatten keinen Winter. Es hat fast gar nicht geregnet.

Während meines Aufenthaltes wurde es täglich heißer. Jórgo, der alte Vater meines Zimmerwirtes, tippte auf ca. 33 Grad, ein Thermometer habe ich nirgends gefunden. Eine derartige Hitze im Frühjahr war nichts für mich, der ich lieber bei angenehmeren Temperaturen um die 20 Grad durch grüne Landschaften voller herrlich blühender Blumen und Büsche wandere.
Ich werde versuchen, das nächste Mal wieder im April zu reisen, selbst wenn dann nur wenige Tavernen und lediglich zwei Kafeníos in Livádia geöffnet sein sollten.

Das Essen im so hübschen "Omónia" mit seinen liebenswerten Alten (nun angeblich bereits über 80, zumindest Michális) hat sich insgesamt deutlich verschlechtert, man bekommt nicht selten Fabrik-Food serviert, Tiefkühlpizza und dergleichen. Der Mezé-Teller war ein schlechter Witz aus Fabrik-Wurst, Sandwich-Käsescheiben, ein paar Scheiben Gurken und Tomaten plus 2 oder 3 Oliven für zu viel Geld. Ein tiliotisches Gericht mit Ziege war immerhin im Angebot, allerdings nur abends. Und einen sehr weichen, wenn auch nicht so toll gewürzten warmen Chtapódi-Arm in Essig eingelegt habe ich mir auch gegönnt, der war in Ordnung.

Fantastisches Essen wird im "Armenón" und auch im "Almyríki" an der Paralía am Großkieselstrand serviert, das hat aber seinen Preis. Man muss aufpassen, nicht ganz schnell über 40,- Euro pro Person zu kommen und dann auch die hervorragenden rhodischen Flaschenweine, etwa 30,- Euro die Flasche, vermeiden - oder eben doch nicht und einfach genießen, wenn man es sich leisten kann oder möchte. Ich durfte bei neu gewonnenen Freunden aus Belfast einen hervorragenden Weißwein aus Émbona, Rhódos, namens "10-18" probieren, eine Cuvée aus zwei Rebsorten mit umwerfendem Bouquet.
Das "Armenón" bietet außer wochenends immerhin preiswertere Tagesgerichte an.

Ziemlich enttäuscht war ich diesmal vom "Gorgóna" über dem Mini Market von Eléni, das mich vor 6 Jahren im April sozusagen gerettet hat, trotz der kalten Windstöße aus Richtung Nord auf dieser Hochterrasse, denn ins "O Kritikós" wollte ich nicht so gerne gehen, da war das Essen deutlich schlechter, und als dritte Alternative blieb damals im frühen April nur "The Grill House" gegenüber dem Bäcker.
Das Tagesgericht, das mir im Gorgóna empfohlen wurde, war Rindfleisch in Sahnesauce mit ungeschälten Kartoffelhälften und dicken Zucchini-Schnitten sowie ein paar Karottenstückchen, leider alles zu Tode gewürzt mit Unmengen nicht dazu passenden Dills. Tut mir leid, aber es hat einfach scheußlich geschmeckt. Der Rosé-Hauswein passte überhaupt nicht dazu. Und nach einigen Fortbildungskursen bildet sich der Koch dort (derselbe, der mich früher immer so wunderbar bekochte) nun ein, er gehöre zu den Sterneköchen. Aber es hätte sicher auch bessere Gerichte gegeben, ich hab halt das falsche gewählt und bin kein zweites Mal mehr hingegangen.

Der Wirt Níkos mit seiner sehr netten, aber auch sehr geschäftstüchtigen Gattin Maria (sie ist gebürtige New-Yorkerin, aber auch Griechin) hat mir in seinem Café auf der Platía ein fantastisches Omelett mit erstaunlich vielfältigen Gemüsezutaten zubereitet, es war eher für zwei als für einen allein. Dieser Nikos nun möchte seine Kreativität weiter ausleben und in Form von Gerichten in einer Taverne anbieten. Es kann sein, dass bereits im kommenden Jahr die früher neben dem "Gorgona" existierende Taverne "Níkos" andernorts wieder aufersteht, so habe ich es jedenfalls von den Wirtsleuten gehört.

Erstaunlich gut fand ich ein Mittagessen oben in Megálo Chorió im alten Kafenío neben und oberhalb der Kirche mit ihrem schönen Mosaikpflaster-Vorhof. Es hat den Namen "Palió Meráki" und ist nun auch mittags bis etwa 14 Uhr geöffnet, früher hatte es meines Wissens lediglich abends auf. (Bitte nicht verwechseln mit dem neuen Café unten an der Durchgangsstraße nicht weit vom Lebensmittelladen, wo der Bus hält.)
Die Zucchinipflänzchen haben hervorragend geschmeckt, waren voll sättigend und die 7,- Euro dafür waren ein sehr moderater Preis. Viele andere Gerichte bewegten sich im selben Preissegment. Ich kann dieses Lokal mit seiner fantastischen Aussichtsterrasse wärmstens empfehlen.

Auch im "To Kástro" am Ortsrand von Megálo Chorió soll sich die Freundlichkeit und die Essensqualität deutlich verbessert haben, wie mir dort oft speisende Engländer berichteten, sie schwärmten geradezu von der guten Küche dort.

Ganz erstaunlich war, dass nicht einmal nach Mitte Mai das Lokal "To Delfíni" am kleinen Hafen von Ágios Antónios geöffnet war. Sie sagten nur immer "Vielleicht nächste Woche". Nahebei hatte zwar ein Kafenío auf, es fehlten aber leider jegliche Gäste.
Das relativ neue Restaurant "Akrogiáli" am Ortseingang von Ágios Antónios, schräg gegenüber vom Grundstück der britischen Autorin und Bloggerin Jennifer Barclay (Website: https://octopus-in-my-ouzo.blogspot.com/p/about-me.html) hatte wenigstens über Mittag auf, abends wegen Mangels an Gästen geschlossen, bot aber mittags auch nur ein Notprogramm an.

Ja, warum all das, warum das Zögern, endlich aufzumachen? Nicht nur Jannis, der Busfahrer, auch alle anderen Tilioten jammern über das Ausbleiben der britischen und deutschen Gäste, und ich möchte noch hinzufügen: insgeheim auch der zahllosen Russen, die dickes Geld auf die Insel gebracht haben und nun zur Gänze fehlten, zumindest im Mai.
Vorbei scheinen die Zeiten, da man fürs Abendessen Sitzplätze reservieren musste, sonst hatte man erst spät am Abend eine Chance.
Beklagt wird auch, dass es "Laskarina Tours" aus GB nicht mehr gibt, die hätten die meisten Gäste auf die Insel gebracht.
Dennoch waren schon vielleicht 40 oder 50 Briten anwesend, aber deutlich mehr Skandinavier, die diese Insel nun verstärkt für sich entdeckt haben. Die größten Touristen-Flugzeuge, die auf Rhodos landen, sind nun A-330-Großraum-Maschinen aus Skandinavien, neben zahlreichen kleineren von dorther.

Nun schaun wir mal, ob es gegen Hochsommer mehr Touristen werden, die sich Tílos als Reiseziel ausgesucht haben.
Ich glaube allmählich, auch von meinen kürzlichen Erfahrungen auf Nord-Kárpathos her, dass der Tourismus zu bestimmten griechischen Zielen eher zurückgeht als zunimmt. Der Verdacht drängt sich auf, die griechische Regierung spricht nur deshalb von enormen Zuwächsen im Tourismus, um einen weiteren Rückgang abzuwenden, nach der Methode: "Da will ich auch hin, wenn so viele andere hinwollen!"

Aber die ungespielte Freundlichkeit der meisten Tilioten besteht nach wie vor fort, und das macht einen Aufenthalt auf dieser immer noch stillen, Entspannung bietenden Insel richtig schön. Wie unglaublich zuvorkommend, hilfsbereit und höflich doch mein Zimmerwirt Márkos war, der Besitzer dieses großen Trumms von schwarzem italienischem Mastiff-Hund namens Cooper, und das zeigte sich bereits beim Telefonat wegen eines Zimmers von dem schönen Schiffchen Stávros aus, kurz vor seiner Ankunft von Sími her.

Martin


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