von Anastasios N. FrankosFreitag, 30. August 1946, im Hafen von Piräus
Das mit einem Dieselmotor ausgestattete Segelschiff „Agios Georgios von Symi“ von Kapitän Pinotsis, das neben dem Zollgebäude festgemacht hat, füllt sich vom Morgen an allmählich mit heimkehrenden karpathischen Amerikanern oder Reisenden aus Athen und Piräus, die auf dem Weg nach Karpathos sind, von dem sie alle mal mehrere, mal wenigere Jahre weg waren.
Am späten Mittag segeln wir vom Hafen Piräus ab und legen früh am Abend in der Bucht von Sounion an, wo wir übernachten. Früh morgens am Samstag, dem 31. August, brechen wir auf und erreichen spät am Abend die Schinoussa-Bucht von Naxos, wo wir anlegen und wieder übernachten, denn wir durchqueren noch Meereszonen, die noch nicht von herrenlosen Minen gesäubert sind.
Bei Tagesanbruch am Sonntag, dem 1. September, brechen wir wieder auf. Wir fahren an Amorgos vorbei, kommen auf dem offenen Meer am Agios Ioannis von Astypaläa und an Astakía vorbei, umschiffen Saria und nach einer 24 Stunden dauernden und aufgewühlten Fahrt kommen wir bei Tagesanbruch am Montag, dem 2. September im Haupthafen von Karpathos, Pigadia, an.
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Äußerst lebhaft wird mir der erste Eindruck des Hafens und des Städtchens Pigadia im Gedächtnis bleiben. Das Gebäude der Hafenpolizei und des Zollamts beherrschen die Hafenküste und stimmen uns ein.
Ihr mittlerweile griechisches Personal, der Leiter der Hafenpolizei Herr G. Frankoulis aus Arkassa, und des Zolls Herr Georgios Nouarakis aus Menetes, empfängt uns herzlich und gewährt uns jede Unterstützung.
Die asphaltierte Küstenstraße in Pigadia, ihre kleinen, aber gepflegten Läden, ihre ansehnlichen und sauberen Kafenia und ihre Strandgeschäfte, ihre schönen Häuser und die das andere Ende des Städtchens beherrschenden stattlichen Gebäude der Polizei, der Verwaltung und der Post, deren Dienstleistung übrigens die tadelloseste von allen anderen öffentlichen Dienststellen ist, die es auf Karpathos je gab, dank des lobenswerten Engagements und Fleißes des seit Jahren die Poststelle von Karpathos leitenden jungen Mannes, Herrn Logoth. Diakidos aus Aperi, und die Schule, unter der Leitung des Herrn Vasil. Oikonomidis, Sohn des unvergessenen Lehrers.
Alles das verleiht Pigadia Leben und die Individualität eines lebhaften Städtchens, und führt dazu - auch wegen ihres Platzes und wegen der Konzentration der Behörden und vor allem wegen des Hafens - dass Pigadia das Herz von Karpathos darstellt und für immer darstellen wird.
Und weil in diesen Tagen viel geredet wird über die Verfügbarkeit erheblicher Summen und zwar in Dollars, von seiten der karpathischen Organisationen „K.E.P.A.“ und „Omonia“ usw. für die Schaffung eines gemeinnützigen Werkes, was auch immer das sein möge, und wo auch immer es umgesetzt werden möge, wird es nicht möglich sein, es erfolgreich zu verwirklichen und dass es den objektiven Zwecken entspricht, wenn nicht vorher ein kleiner Hafen angelegt wird, oder wenigstens der schon vorhandene Wellenbrecher im Hafen um 20 bis 30 Meter verlängert wird, um sicheres Anlegen für kleine und große Schiffe zu jeder beliebigen Jahreszeit zu gewährleisten.
Denn ohne Hafen oder einen sicheren Wellenbrecher im Hafen wird weder unsere Volkskunst noch der Tourismus auf unserer Insel die Möglichkeit zur Entwicklung haben, und auch jede Verkehrsverbindung von uns mit ihr, besonders im Winter, wird stets weiterhin problematisch sein.
Vor jedem anderen gemeinnützigen sofortigen Werk also, dessen dringender und hervorragender Notwendigkeit Karpathos bedarf, ist es die sofortige Errichtung oder die Verlängerung des Hafenwellenbrechers und in diese Richtung müssen sich alle Organisationen und Privatleute rasch und entschieden bewegen.
Die oben erwähnten öffentlichen Gebäude von Pigadia, zusammen mit der bewundernswerten Bezirksstraße, welche die mittleren und unteren Dörfer von Karpathos zusammenführt, beginnend von Pigadia und über Aperi – Volada – Othos – Piles – Finiki – Arkassa – Menetes wieder in Pigadia endend mit einer Länge von 47 Kilometern, und die andere militärische Straße von Menetes nach Lakki – Afiartis – Kastellos mit einer Länge von 11 Kilometern, die teilweise ab 1930 geschaffen und in den Jahren des Krieges fertiggestellt wurden, stellen die einzigen Arbeiten dar, für welche wir den Italienern dankbar sein müssen, während Karpathos und der ganze Dodekanes für alles andere nur mit Grauen an das Vergangene zurückdenken wird.
Das Auto der UNRRA - dank der Vermittlung des geschäftigen Angestellten Vas. Pittas aus Arkassa und des freundlichen Entgegenkommens der Vorgesetzten Miss Mairi - bringt mich am Dienstagmittag, dem 3. September, zur ersten Erkundungsfahrt aus Pigadia heraus und ich habe die Straßenrunde abgefahren und die Straßenführung und die überwältigende Aussicht insbesondere beim Küstenteil von Piles bis Exiles bei Menetes mit der Sicht des endlosen Blaus des Meeres und dem stattlichen Gebirgsklotz von Kasos, der Meerenge Karpathos-Kasos und dem südwestlichen Teil der Afiartis-Ebene bewundert.
Hätte die leichtfertige und gewissenlose Reaktion einiger charakterloser Karpathen vor Monaten nicht die Pläne der UNRRA oder der Verwaltung für die Erweiterung des Straßennetzes von Karpathos nach Norden für den Bau einer Straße Piles-Mesochori zunichte gemacht, wodurch die Straßenverbindung auch mit Olympos müheloser geworden wäre - eine in jeder Hinsicht verbrecherische Tat, und nicht nur für die Berggemeinden, sondern für ganz Karpathos - dann hätten wir bald ein ausgezeichnetes Straßennetz gleichwertig mit dem von Rhodos …
Aus: Φράγκος, Αναστάσιος Ν.: Κάρπαθος : τα καρπαθιακά μου δημοσιεύματα : ιστορικά - φιλολογικά - δημοσιογραφικά κλπ. - Αθήνα, 1957
Aus dem Griechischen übersetzt von Karpathiote
Erläuterungen:K.E.P.A. = Karpathian Educational Progressive Association
Omonia = Kulturverein von Aperi
UNRRA = United Nations Relief and Rehabilitation Administration, in Europa von 1943-1946 tätig